Fahrraddieb aus Düsseldorf

Gestern Abend verlor ich in der Eile beim Abendeinkauf im Karstadt meinen Fahrradschlüssel. Dies bemerkte ich jedoch erst nach Geschäftsschluß, als ich vor meinem angebundenen Fahrrad stand. Ich konnte also nur die Strasse durchsuchen. Hab natürlich nichts gefunden. Zum Glück war’s nicht all zu weit zu meinem Apartment.

Heute Morgen bin ich sofort zum Fundbüro des Karstadts. Leider wurde da nichts abgegeben. Ich klapperte natürlich alle Wege im Karstadt ab und fragte alle möglichen Kassierer nach den Schlüsseln, leider vergebens. Was nun? Das Fahrrad konnte ich unmöglich länger dort stehen lassen, da hier in Berlin viele Fahrraddiebe, Teile-Klauer und Vandalen unterwegs sind. Also schilderte ich dem Fahrradverkäufer im Karstadt mein Problem und fragte ihn, wie ich das Schloß knacken kann. Er konnte mich natürlich nicht tatkräftig unterstützen, da ich ja auch nicht beweisen konnte, dass es sich um mein Fahrrad handelte. Er vertraute mir aber und gab mir, gegen meinen Ausweis als Pfand, eine Metallsäge für das Kettenschloss und einen großen Schraubenzieher für das montierte Bügelschloß. Ich ging frisch ans Werk und begann vorm Karstadt mitten auf der Schloßstrasse, der 3.-größten Einkaufsstrasse Berlins, mein Kettenschloß durchzusägen. Das dauerte natürlich ein Weilchen. Viele Passanten schauten verdächtig. Einige – meist ältere – fragten mich, ob dies denn auch wirklich mein Fahrrad sei. Ich erklärte den Fall und die meisten gaben sich damit zufrieden. Zwei Jugentliche standen an der Ampel neben mir und mutmaßten, es handele sich bestimmt um eine versteckte Kamera-Aufnahme, die testen soll, wie die Passanten auf einen so dreisten Fahrraddiebstahl reagieren. Eine Frau war nicht zu überzeugen und ging entsetzt von dannen. Kurz darauf kamen zwei Männer auf mich zu, mit bestimmten Gang, der typisch für Polizisten ist. Auch sie fragten mich, was ich denn da so mache. Es stellte sich heraus, dass die beiden vom Sicherheitsdienst des Karstadts waren und schon mehrere Meldungen über einen dreisten Fahrraddiebstahl erhielten. Wie sollte ich ihnen also beweisen, dass es sich um mein Fahrrad handelte? Ich wies darauf hin, dass das Fahrrad eine Plakette eines Düsseldorfer Fahrradgeschäfts hat und ich einen Düsseldorfer Personalausweis und Führerschein habe. Dies überzeugte sie und sie liessen mich weiter sägen.

Endlich schaffte ich es und das Fahrrad war befreit. Nur noch das montierte Bügelschloss am Hinterrad war zu. Ich versuchte es zu knacken, wie es mir der Fahrradverkäufer erklärte, doch leider ohne sichtbaren Erfolg. Ich trug das Fahrrad in den Karstadt zur Fahrradabteilung und der Verkäufer versuchte sich darin, dass Schloss zu knacken. Normalerweise sind diese Schlösser sehr einfach zu knacken, doch meins erwies sich als hollöndisches Hochsicherheitssystem mit gehärteten Nieten, Stahlgehäuse etc. Ein Schraubenzieher kann da gar nichts ausrichten. Ein Bolzenschneider hat noch nicht mal einen Kratzer auf dem gehärteten Metall hinterlassen.

Der Verkäufer verwies mich dann zu einer naheliegenden Motorradwerkstatt. Dort ging ich zunächst ohne Fahrrad hin und fragte nach, ob sie mir das Schloß mit der Flex aufschneiden könnten. Die mittlerweile gewohnte Skepsis verflog mit meiner Düsseldorf-Geschichte.

Im Karstadt kaufte ich dann das beste Gabelschloß und trug das Rad zur Werkstatt. Leider waren dort inzwischen die Leute verschwunden und ich mußte die Geschichte einem anderen Mechaniker erklären. Als ich ihn überzeugte, versuchte auch er sein Glück mit einem großen Bolzenschneider. Auch der brachte nichts. Schliesslich holte er die Flex und nach einer Minute Funkensprühen war mein Rad endlich befreit!

Mann, Mann, Mann, … das war ’n Stück Arbeit! 🙂